Schönheit rund um die Welt
– Prof. Frank-Werner Peter
Die Definition von Schönheit ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Dabei sind Schönheitsideale so traditionsreich wie die Menschheit selbst. Sie spiegeln das aktuelle Bild von Schönheit, bezogen auf den Körper und das Gesicht, von beiden Geschlechtern, wider. Schönheitsideale etablieren sich mit der jeweiligen Landeskultur und sind ein Teil von ihr. Was aber unterscheidet die Schönheit in den verschiedenen Kulturen der Welt? Wir haben ein paar Aussagen dazu gewagt – diese sind selbstverständlich pauschalisiert und spielen teilweise sogar mit Klischees. Wir freuen uns auf Ihre Meinung zur Schönheit in aller Welt. Hier mehr über uns als Beauty Pro erfahren!
Das westliche Schönheitsideal – Geschichte und Herkunft
Äußerliche Attribute, wie etwa hohe Wangenknochen, eine kleine Nase, der trainierte, schlanke Körper, die dem westlichen Schönheitsbild entsprechen, haben eine lange Tradition. Ihren Ursprung haben sie im antiken Griechenland, Ägypten und Italien. Leonardo Da Vinci prägte in der Renaissance durch detaillierte Zeichnungen das Schönheitsbild und belebte antike Ideale wieder zum Leben.
Die USA und Europa sind mehrheitlich geprägt durch das westliche Schönheitsideal, hier herrscht der 90-60-90 „Trend“ (Brust-Hüfte-Taille-Umfang) als eine Richtlinie für Schönheit.
Schönheitsideale in Europa
Schlanke, sportliche Frauen mit großen Brüsten und einem kleinen bis „normal“ großen Po gelten in Europa als schön. Ein schlanker, trainierter Körper steht für Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen. Charaktereigenschaften, die die kulturellen Werte von europäischen Ländern ausdrücken. Gerade bei Männern wird ein sportlicher und trainierter Körper mit Erfolg und Ehrgeiz assoziiert. Europäische Männer streben generell einen trainierten Body, Six-Pack und definierte Muskeln an. Im Vergleich zu den USA, wird in Europa ein natürliches Erscheinungsbild bei beiden Geschlechtern bevorzugt.
Für Europäer ist schlank sein erstrebenswert. Schlanke Menschen leben im Allgemeinbild bewusst, investieren in ihre Gesundheit und haben die Zeit, sich um ihren Körper zu kümmern. Schlank sein ist in Europa also ein Zeichen von Wohlstand und Statussymbol. In ärmeren Ländern sind dagegen zum Teil eher fülligere Körper en vogue.
Unterschiede Schönheitsideale in Europa
In Großbritannien, Spanien und Italien sind weibliche Kurven gern gesehen. Frauen in Frankreich hingegen streben eine zierliche Figur an. Von Land zu Land gibt es in Europa also prägnante Unterschiede gerade in Bezug auf die Körperform.
Gebräunte Haut ist in südlichen Teilen Europas das Ideal
Im 17. – 19. Jahrhundert war ein blasser Teint das Ideal (gebräunte Haut hatten die unteren Klassen und Feldarbeiter, der Adel war bemüht möglichst blasse Haut zu haben). Im 20. Jahrhundert galt braune Haut als Zeichen für Freizeit, Sport und gesunde Aktivität an der frischen Luft, aber auch als Zeichen der Erholung durch Urlaube im Süden. Auch in Skandinavien und Deutschland sind gebräunte Haut und blondes Haar im Trend. Wie sich dieses Schönheitsideal mit den steigenden Hautirritationen und -krankheiten durch Lichtschäden entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
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Trainierte Männlichkeit im Süden Europas
Männer aus Italien und Spanien sind körperbewusst und versuchen Körpermasse und definierte Muskeln aufzubauen. Ein breites Kreuz, ein definiertes Six-Pack und ein großer Bizeps gelten bei Männern als schön. Außerdem ist ein starker Körper ein Zeichen dafür, dass der Mann der Beschützer und Ernährer in der Familie ist. In Italien und Spanien sind die gängigen Rollenbilder in der Familie von hoher Relevanz. Allgemein legen die Männer im Süden Europas viel Wert auf ein gepflegtes (kontextualisiertes männliches) Äußeres.
Frauen in Italien und Spanien mögen Kurven
Frauen in Italien und Spanien im Allgemeinen, wollen ihre Weiblichkeit gekonnt in Szene setzen. Ein großer Busen und knackiger Po sind Ideale und Attribute, die stolz präsentiert werden. Dunkle, lange Haare und volle Lippen gelten als optimal. Zu den gängigsten Schönheits-OPs zählen Brust-OPs und Lippen-Filler.
Schönheit in der Türkei
Junge Türkinnen sind sehr schönheitsbewusst. Volle Lippen, betonte Augen und eine schöne, schmale Nase (in der Türkei ist die Nasen-OP sehr beliebt), sowie langes, dickes Haar sind ideale Attribute. Generell sind türkische Männer und Frauen sehr gepflegt und orientieren sich am westlichen Schönheitsideal. Ein sportlicher Körper und definierte Muskeln sind für Männer in der Türkei erstrebenswert.
Blass und zierlich in Frankreich
In Frankreich hat der Trend der edlen Blässe überdauert. Frauen und Männer achten sehr auf Hautschutz und Hautpflege. „Natural, effortless beauty“ ist das Schönheitsideal bei Mann und Frau. Frauen wünschen sich eine zierliche Silhouette. Frauen und Männer wollen lange, schlanke Muskeln und passen ihr Trainingsprogramm dementsprechend an. Ein kleiner Busen und Po, sowie feine, markante Gesichtszüge sind das Schönheitsideal.
Schönheit in den USA
Die neuesten Schönheits-OP-Trends kommen aus den USA. Ob Foxy Eyes oder Belly Lifting – in den USA strebt man nach Perfektion und Optimierung.
Schönheits-OPs als Statussymbol
In den USA sind Schönheitsoperationen auch ein Statussymbol. Schönheits-OPs sollen deutlich sichtbar ein. Der Hang zur Übertreibung und Maximierung von weiblichen als auch männlichen Attributen (wie ein übergroßer Busen, stark aufgespritzte Lippen und eine schlanke Figur) sind nicht ungewöhnlich. Natürlichkeit ist nicht das oberste Gebot. Im Gegenteil, offensichtliche Extreme, (Kim Kardashian gilt für viele als Ideal) wünschen sich viele Frauen und Männer. Die Sichtbarkeit der Schönheitskorrekturen ist auch ein Zeichen für Reichtum und gesellschaftlichen Status. In Europa hingegen sollten Schönheitsoperationen auf die Person angepasst und nicht auf den ersten Blick sichtbar sein.
Geprägt wird das Schönheitsideal in den USA durch Hollywood und die sozialen Medien. Falten sind ein No-Go, ewig jung wollen Amerikaner sein, genauso wie die Stars in LA und Beverly Hills.
Volle Lippen, eine kleine Nase, starke Gesichtskonturen, volles, langes Haar und rosige Wangen sind ein Zeichen für Jugend und Schönheit. Das Model Bella Hadid ist für viele junge Frauen ein Vorbild.
Für beide Geschlechter ist das Ziel, den Alterungsprozess zu stoppen und ein Bild der ewigen Jugend zu kreieren.
Schönheits-OPs bei Männern in den USA
Männer in den USA lassen sich oft und gerne operieren. Ob Po-Implantate, Penis-Vergrößerungen, Fettabsaugung (meist ist das Ziel ein definiertes Six-Pack zu haben), oder Face-Lifts, die Palette an gängigen Schönheits-OPs ist facettenreich.
Curvy statt mager in den USA
Der Trend geht in den USA in Richtung curvy (ausgeprägte weibliche Kurven). Vor einigen Jahren war ein fitter, schlanker und gebräunter Körper (Jennifer Aniston, Gwyneth Paltrow) das Optimum. Kim Kardashian und Rihanna sind prägend für die neue Trend-Richtung und vertrieben das Ideal des immer schlanken bis mageren Victoria´s Secret Models aus dem Fokus.
Schönheit in Südamerika
Die Schauspielerin Sofia Vergara ist für viele Südamerikanerinnen ein Vorbild. Sofia Vergara gilt als Sexsymbol und verkörpert durch ihre Kurven Weiblichkeit. Übrigens: Brasilien ist das Land, in dem weltweit die meisten Schönheits-OPs durchgeführt werden.
Ein großer Po ist in Südamerika sehr angesagt
Anders als in den USA, wo ein großer Busen und großer Po den gleichen Stellenwert haben, ist in Südamerika ein großer Po das Wichtigste beim Thema Körperkurven. Südamerikanische Frauen lassen sich deshalb öfters den Po operativ vergrößern. Kleine Brüste werden seit neuesten eher als schön und optimal angesehen als große Brüste.
Volle Lippen und ein weibliches Gesicht
Attribute wie volle Lippen, lange Wimpern und lange Haare lieben Südamerikanerinnen. Frauen sind stolz, ihre Weiblichkeit gekonnt im Alltag in Szene zu setzen.
Sehr sportlich und trainiert in Südamerika
Männer in Südamerika achten darauf, einen gesunden, sportlichen Körper zu haben. An der Copacabana trainieren sich Männer zur Bestform. Auch sie achten, wie südamerikanische Frauen, sehr auf ihr Äußeres und orientieren sich am westlichen Schönheitsideal.
Zierlich und süß in Japan
Dünn zu sein ist in Japan erstrebenswert. Frauen achten stark darauf nicht zuzunehmen, auch in der Schwangerschaft wird eher aufgepasst, sich sehr gesund zu ernähren, damit man danach seinen vorherigen Körper zurück hat. Ein mädchenhafter Frauenkörper ist in Japan das Schönheitsideal.
Edle Blässe in Japan
Ein blasser Teint (dieser Trend lässt sich zurückführen auf die Renaissance in Europa und den europäischen Adel) und makellose Haut ist für viele Japanerinnen schön. In Japan wird also darauf geachtet, die Haut vor der Sonne zu schützen. Auch Bleichmittel werden in asiatischen Ländern eingesetzt, sind aber mit großer Vorsicht zu genießen. Viele Japanerinnen benutzen teure Hautseren für ein makelloses Hautbild. Die Haare in Japan sollten lang, gesund und glänzend sein (manche Frauen gehen für die Haarwäsche in spezielle Schönheitssalons). Generell ist die Körperpflege in Japan eine lange und geschätzte Tradition.
Weibliche Attribute gelten bei japanischen Männern als schön
Seit einiger Zeit streben japanische Männer ein weibliches Äußeres an. Feminine Gesichtszüge, schmale Nasen und von Kajal umrundete Augen gelten als schön. Eine zierliche Figur ist auch für japanische Männer erstrebenswert.
Schönheit in Südkorea
Südkorea ähnelt, was das Schönheitsideal angeht, Japan. Auch in Südkorea gilt ein zierlicher Körper als schön. In Südkorea sind Schönheits-OPs Teil der Kultur. Jungen Erwachsenen wird die erste OP oft von ihren Eltern finanziert.
Große Brüste und ein mädchenhafter Körper – Schönheit in Südkorea
Im Gegenteil zu Japan (ein mädchenhafter Körper mit keinen bis wenig Kurven ist ideal), finden südkoreanische Frauen einen schmalen Körper und große Brüste schön. Brust-OPs sind in Südkorea stark im Trend.
Südkoreaner mögen eine hohe Stupsnase und große Augen
Für Südkoreaner ist das perfekte Gesicht sehr schmal. Große, runde Augen (nicht mandelförmig, da sie europäischer aussehen möchten) und eine kleine, hohe Nase gelten als schön.
Schönheit in Indien
Helle Haut ist seit Jahrhunderten ein Zeichen von Schönheit, Erfolg und Gesundheit in Indien. Geprägt wurde dieses Ideal maßgeblich durch die dort herrschende Kastengesellschaft. Mit den „Unberührbaren“, der untersten Kaste, wird oft ein dunkler Hautton verbunden. Menschen mit einem dunklen Hautton werden noch heute stark diskriminiert. Wie auch in Japan ist die Heirat in Indien ein wirtschaftlicher Akt aus kultureller Perspektive. In Indien können heiratswillige Männer auf ihrem „Suchformular“ vermerken, dass sie sich eine Frau mit heller Haut wünschen.
Bollywood – eine Filmszene, die den Trend vorgibt
Bollywood-Stars sind schlank, haben einen hellen Teint und glatte, lange, dunkle Haare. Bollywood-Stars wie Aishwarya Rai sind ein Abbild der Weiblichkeit und des Ruhms für viele Inder. Shah Rukh Khan, ist das männliche Schönheitsideal. Der Bollywood-Star ist groß und hat einen trainierten und schlanken Körper und markante Gesichtszüge. Die beiden Schauspieler haben einen schlanken und keinen dünnen Körperbau (in Japan und Frankreich ist ein sehr zierlicher Körper Trend). Ein wohlgenährter, schlanker Körper ist in Indien ein Zeichen des Wohlstands (oftmals haben die Menschen nicht die finanziellen Mittel für eine ausgewogene Ernährung).
Westliche Schönheit als indisches Idealbild
Eine Besonderheit, die viele Inder schätzen, ist eine helle Augenfarbe. Wer keine grünen oder blauen Augen von Natur aus hat, trägt tönende Kontaktlinsen.
Weibliche, schlanke Körper mit „normal“ großen bis sehr großen Brüsten und ein trainierter Bauch sind optimal. Das indische Körperbild wurde geprägt durch Bollywood-Filme. Ein entscheidender Teil des Bollywood Films ist der Bauchtanz, dort werden schlanke, weibliche Körper betont in Szene gesetzt.
Schönheit in Afrika
Im Gegensatz zu Europa sind kurvige Körper in Afrika ein Zeichen des Wohlstands. Sehr schlank zu sein wird mit Armut gleichgesetzt. Wer einen fülligen Körper hat, ist wohlhabend und verfügt über das Geld, gut und ausreichend zu essen.
Großer Po und weiblicher Körper in Afrika
Ein großer Po und weibliche Rundungen sind ein Zeichen für Sexualität und Fruchtbarkeit. Jungenhafte Körper hingegen werden in Afrika als nicht schön angesehen. Große, schlanke Afrikanerinnen mit langen Beinen entsprechen eher dem westlichen Laufstegideal (wie z.B. das Supermodel Naomi Campell oder Tyra Banks).
Hautaufheller sind Trend in Afrika
Schon seit einiger Zeit ist es auch in Afrika angesagt, die Haut um einige Grade aufzuhellen. Eine helle Haut wird auch in Afrika mit Wohlstand verbunden und soll die Karrierechancen erhöhen.
Aufwendige Flechtfrisuren sind in Afrika Teil der Kultur
Schon von klein auf sind Flechtfrisuren und eine aufwendige Haarpflege ein wichtiges Thema für Frauen in Afrika. Stundenlang sitzen Mädchen und Frauen beim Friseur – aber auch bei der Mutter oder Bekannten, die ihnen die perfekte Zopffrisur kämmt. Die Prozedur ist oft lang und manchmal sogar schmerzhaft.
Um Schmerzen zu vermeiden, rasieren sich einige Frauen die Haare ab und greifen auf Perücken oder Kunsthaar zurück.
Schönheit im Iran
Im Iran tragen Frauen im öffentlichen Leben einen Hijab. Haarstyling spielt deshalb keine große Rolle, umso wichtiger ist das Gesicht. Augenbrauen sollten wohl geformt sein, die Lippen voll und die Nase schmal und klein. Gerne greifen iranische Frauen zu Kajal, um ihre Augen zu betonen.
Iran – das Land mit den meisten Nasenkorrekturen
Der Iran ist das Land mit den meisten Nasen-OPs. Sowohl für Frauen als auch für Männer ist eine schöne, schmale Nase ein Zeichen für Reichtum (noch lange nach der OP tragen Operierte ein Pflaster auf der Nase, um ihren Wohlstand zu zeigen).
Körperverhüllung in der Öffentlichkeit
Seit 1979 (islamische Revolution) gibt es im Iran eine strikte Kleiderordnung, die besagt, dass Frauen Körper und Haare verhüllen müssen. Zwar verhüllen Iranerinnen ihre Figur in der Öffentlichkeit, unter der Hülle steckt jedoch oftmals ein Körper, der nach westlichen Idealen geformt ist.
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Fotos: Pexels